Bernhard Strauss
Geboren 1966, lebt und arbeitet in Freiburg.
Das Dokumentarische ist kein Gegensatz zum Poetischen, sondern beide liefern einander die Folien für die Belichtung ihrer unterschiedlichen Wege zu Sinn und Bedeutung: minimale Verschiebungen des Blickwinkels oder der Tiefenschärfe transformieren die gegenständliche Abbildung in ein lange zu ergründendes Bildfeld.
Composing ist für Strauss, im Sinne eines ganzen Traditionsstrangs, an den fotografischen Akt selbst gebunden. Das bedeutet, dass spätere Zuschneidungen oder Verschiebungen, wie sie die verbreitete Smartphone-Ästhetik geradzu provoziert, weitgehend tabu sind. Für Strauss liegt darin keine Fetischisierung des Originals, er pocht vielmehr auf die Einsicht, dass das ganze Bild eine besondere Konzentration - eben Fokussierung, erfordere. In der Betrachtung des Fotos ist Verstehen nur möglich, wenn die Fotografie selbst schon auf einer Erkenntnis beruht. Auf seinen ausgedehnten Reisen, zwischen Island und Nepal, nutzt Strauss digitale Technik, aber mit dem Ethos und einer Geduld aus dem Geist der analogen Fotografie.
Strauss legt Lebensspuren frei und folgt ihnen bis in die Vergangenheit. Seine Fotografie ermöglicht Perspektiven auf soziale Konstellationen; auf Räume, die belebt waren und Situationen, die beleben. Sie erfasst Figuren in einem Rahmen, der sie für uns lesbar macht. Sie zeigt Prägungen auf und untersucht deren positive und negative Abbilder. Bei Strauss berührt immer wieder die Würde und Schlichtheit der Dinge. Gelassenheit kennzeichnet den fotografischen Blick. Schwarz-weiß offenbart die Bescheidenheit und den Sinn fürs Praktische, Farbe itritt, wo vom Sujet gefordert, selbstbewusst auf.