Uta Reinhardt
Geboren 1966 in Bielefeld, lebt und arbeitet in Reichersbeuern (Bayern).
Reinhardt geht mit malerischen Mitteln der Frage nach, wie wir uns in unseren verschiedenen Naturen verstricken, wie wir zwischen den Polen der Idylle und der Entfremdung uns selbst verstehen. Lange bevor z. B. der Veganismus auf den öffentlichen Diskurs einwirkte, widmete sich Reinhardt in ihren künstlerischen Studien dem Auseinanderdriften der Lebenssphären zwischen Mensch und Tier. Nicht didaktisch, sondern durch reine Malerei. Der Titel «Neue Tiere» spielt mit dem Doppelsinn: Tiere sind im Werk präsent bis hin zum eindringlichen Portrait. Präsenz, die aus der intensiven malerischen Gestik entsteht, Malerei, die bis ins Fleisch dringt. Mit der Arbeit an der Farbe entwickelt Reinhardt das Spielfeld unserer Wahrnehmung: der Pinsel verwischt, transparent lasierte Ebenen führen überraschende Konstellationen herbei, gestisch eingesetzte Kreidetupfer setzen irritierende Kontraste. Reinhardt arbeitet im Gegenständlichen jenseits der Abbildungen. Sie schafft Zugänge zu intensiven Erinnerungen, sie legt "Kindheitsmuster" fantastischer und albtraumhafter Szenerien frei und konfrontiert sie mit Leerräumen: auf die Opulenz der Malerfürsten antwortet sie mit der Latenz der Empfindung. Sie lässt Figurationen sich bilden, bis sie durch suggestive Blick-Situationen fast aufdringlich werden, verspinnt sie dann oder löst sie auf, zerstreut sie und lässt sie wieder und wieder neue Konturen suchen.
Seit der nachdrücklichen Förderung ihrer Arbeit durch den bedeutenden Galeristen und Sammler Alfred Gunzenhauser finden die Werke der Künstlerin immer mehr den Zugang zu wichtigen deutschen und internationalen Sammlungen. Nicht zuletzt die Retrospektive im Merkur-Haus in München (2013) und die umfassende Monografie im Hirmer-Verlag zeigen Reinhardt als prägnante Vertreterin der Malerei ihrer Generation.